Von 2016 bis 2019 war Matthias Schroller Mitarbeiter einer Arbeitsgruppe, die in den Paradegemächern im Westflügel des Dresdner Residenzschlosses die im Zweiten Weltkrieg zerstörten Deckengemälde in historischer Maltechnik rekonstruiert hat. Der schließlichen Ausführung gingen viele Recherchen, Exkursionen und intensive Studien voran.

 

Die barocke Malerei vereint namentlich in ihren großen Dekorationen ausdifferenzierte Formulierungen mit brillanter Schönfarbigkeit. Feine Inkarnate in variantenreicher Ausprägung erscheinen neben prächtigen Draperien, von denen ebenso jede ihren eigenen Charakter besitzt, platziert in dramatischen Himmelssequenzen, Landschaften oder Architekturen.

 

Um diese Wirkungen zu erzielen, folgten die Maler jener Zeit einer ausgeklügelten, wohldurchdachten Schrittfolge beim Bildaufbau. Häufig wurde die Zeichnung auf einen mitteltonigen, rotbraunen Bolusgrund aufgebracht und dann mit einem dunkleren Braunton zum Schatten hin modelliert. Darauf folgte die Modellierung ins Licht mit weißer Tempera. Diese formende und bereits grundsätzlich die Hell-Dunkel-Hierarchie der Bildkomposition definierende Untermalung konnte einen Großteil der Ausführungszeit in Anspruch nehmen. Ein Zeitgenosse spricht vom seinerzeit üblichen Bleiweiß, als vom Brot der Malerei.

 

Beim anschließenden Schritt hin zur Anwendung der eigentlichen Farben, ist besonders bemerkenswert, daß sich das farbige Gefüge, die koloristischen Zusammenhänge nicht nur innerhalb der Nachbarschaften im Nebeneinander entfalten. Die farbige Grundierung und die Untermalungsschichten sprechen immer mit. Ein tatsächlicher Farbwert entsteht nie allein durch Ausmischung, sondern wird maßgeblich erzeugt durch das Zusammenspiel von Unter- und Übermalung, also immer von mindestens zwei Komponenten. In diesem Sinne ist auch die feine Ausdifferenzierung der Valeurs oft weniger das Ergebnis gemischter Abstufungungen, sondern das Resultat bewußter Modifizierungen des Farbauftrags, die verschiedene Grade von Opazität oder Transparenz bewirken.

 

P.S.:

Glaubt man der Überlieferung dieser und früherer Zeiten, - so bestand zu einem bestimmten Zeitpunkt der Malerausbildung, sicher bereits erst, nachdem viele Hilfsarbeiten und Übungen durch den Eleven absolviert worden sind und es endlich daran ging, selbst ein Bild zu malen, die Aufgabe darin, ein bereits existierendes mustergültiges Werk nachzuvollziehen. Dieses Kopieren machte den Schüler mit den Methoden und  mit der Handschrift seiner Werkstatt vertraut und befähigte ihn, künftig innerhalb der Werkstatt an jedem Platz innerhalb des Teamworks seine Aufgaben zu meistern.

 

Unser Ziel ist es nicht unbedingt, die Fähigkeiten eines Barock-Kopisten zu erlangen, auch wenn wir an entsprechenden Beispielen studieren. Im Focus stehen nicht vorrangig stilistische, sondern handwerkliche Fragen.

Es geht also eher darum, sich dieser technischen Möglichkeiten zu vergewissern und sie sich anzueignen, um sie in der eigenen bildnerischen Arbeit bei Bedarf anwenden zu können.